Voraussetzung für erfolgreiches Lernen: Ziel finden!
„Wer den Hafen nicht kennt, für den wird kein Wind der passende sein.“ – Seneca
Ein Beispiel aus der Coachingpraxis zum Thema Ziel finden…
Florian besucht die 6. Klasse. Er wurde von seiner Lehrerin zu mir ins LernCoaching geschickt. Zunächst wusste er gar nicht, wie ich ihn unterstützen könnte. Er meinte, es wäre eigentlich alles in Ordnung.
Spaß macht ihm Englisch und Sport, auch GSE, denn ihn interessieren die anderen Kulturen! Die Noten sind insgesamt einigermaßen gut, könnten aber besser sein. Sie könnten besser sein, wenn er mehr lernen würde. Dazu kann er sich aber nicht aufraffen…
Wozu? Computerspielen, mit Freunden zusammen sein, Fußball spielen macht doch viel mehr Spaß als Lernen. Vor allem auch noch die Fächer Deutsch und Mathe (außer Geometrie). Zu Beginn des Schuljahres waren die Noten noch viel besser. – Da war die Motivation, das Jahr gut zu überstehen noch sehr hoch, doch im Laufe der Zeit, nahm diese stetig ab.
„Ich weiß gar nicht an welchem Ziel ich mich orientieren soll….“
Das ist immer ein guter Einstieg ins Coaching….
Ich habe als Coach einen Auftrag. Wir finden ein Ziel, das zu meinem Coachee passt. ICH weiß es nicht. Es ist ja SEIN Leben!
Also los… Ein Blick in die Zukunft – Florian hatte schon selbst begonnen: Er will einen Beruf ergreifen, für den er die Mittlere Reife braucht. Er weiß, dass er dazu aber auch gute Noten benötigt, um überhaupt so weit zu kommen. Das ist ja noch soo weit hin.
Oft wissen die Schüler ganz genau, dass sie einen guten Abschluss wollen, bzw. brauchen, um ihren Traumberuf oder wenigstens einen guten Beruf zu bekommen. Sie sind davon überzeugt, dass GUTE Noten wichtig sind. Vom Schulsystem geprägt auf Noten und Leistung auf den Punkt abgeben, können sie sich gar nicht vorstellen, dass es auch auf andere Dinge ankommt. Sie haben keine Idee, was später im Beruf gebraucht wird und natürlich haben sie noch nicht den revolutionären Gedanken, dass Noten eigentlich nichts über den Menschen aussagen. Von überall hören sie, dass Noten richtig und wichtig sind. Dass sie GUTE Leistung bringen müssen.
Das ist jedoch das genaue Gegenteil von dem, was ihnen wirklich Spaß macht und zu ihren Stärken zählt. Share on XNatürlich stimmt es, dass heute immer noch Noten der Eintritt zu bestimmten Berufen, wenigstens zur nächsten Schulstufe und evtl. zur Weiterqualifizierung sind.
Das Ziel finden und ERLEBEN
Genau deshalb ist es wichtig, das noch so ferne Ziel in die Gegenwart zu bringen um zu spüren, WIE es sich anfühlt, wenn man es erreicht hat. WELCHE wahrnehmbaren Veränderungen es bringt …. dann in der Zukunft. WOFÜR es sich lohnt, auch jetzt schon etwas zu investieren.
Sein Berufswunsch ist völlig klar. Ebenso kann er klar formulieren, WAS er mit diesem Beruf bewirken möchte. (Er ist noch jung, das kann sich tatsächlich auch noch ändern. Doch das ist im Moment nicht wichtig, denn JETZT ist es für ihn DER Beruf! – Darauf hin arbeitet er!)
Ich arbeite sehr gerne mit dem NIG (neuro immaginativen Gestalten). Es ist greifbar, einfach erlebbar… Als Bodenanker skizziert Florian auf zwei seperaten Blättern mit Wachsmalkreiden kurz seine Situation JETZT (Schüler) und die ZUKUNFTsperspektive (Beruf). Nun wird beides auf dem Boden ausgelegt, so wie es für Florian passt. Natürlich sind beide Blätter ein ganzes Stück weit voneinander entfernt. Das eine ist die gegenwärtige Situation, das andere die Zukunft. Ich bitte Florian sich AUF das Bild der aktuellen Situation zu stellen und zu spüren wie es sich dort anfühlt. Ich fordere ihn auf, Körperempfindungen zu beschreiben und frage alle Sinneswahrnehmungen ab. – Meist fühlt es sich in diesen Situation schwer, starr und unschön an. Klar! Sonst wäre die Situation ja ok und es müsste nichts daran verändert werden. ;)
Hat mir Florian alle Informationen gesagt, bitte ich ihn, das Blatt zu verlassen und diese Empfindungen dort zu lassen. Nun begeben wir uns auf eine Reise in die Zukunft. Langsam gehe ich mit ihm den Weg zur Skizze der Zukunft und kommentiere ihm den Weg dorthin schemenhaft im Zeitraffer…. In der Zukunft angekommen bitte ich ihn wieder, sich auf das Blatt zu stellen und frage wieder alle Empfindungen ab. Dabei lasse ich ihn auch die für ihn passende Blickrichtung einnehmen. Sein Blick geht noch weiter in die Zukunft und alle Empfindungen unterscheiden sich deutlich zur vorherigen Situation. Er bewertet sie für sich als viel besser, angenehmer.
„Es lohnt sich also, dort anzukommen?“
„Ja!“
„Wunderbar!“
Informationen des Ziels in die Gegenwart holen
Ich bitte Florian sich umzudrehen und in die Richtung der Gegenwart zu schauen. Er gibt sich nun selbst aus der Zukunft einige Tipps, wie er es geschafft hat, genau hier anzukommen. Diese schicken wir in die Gegenwart zurück. J
Nun lasse ich Florian in die Gegenwart zurück gehen und ihn nochmals spüren, ob sich etwas auf dieser Position verändert hat. Wieder frage ich alle Wahrnehmungen ab und …. es ist anders. Leichter, beweglicher, er möchte losgehen….
In seinem Tempo geht er nun mehrmals mit all diesen Erfahrungen und Tipps in die Zukunft und merkt vom mal zu mal, wie es leichter wird. Er spricht all die Tipps dabei laut aus.
Die Haupterkenntnis ist: mehr lernen…. Ja, das wusste er vorher auch schon. Im Kopf! Und nun hat er es erfahren, gespürt… das ist eine andere Motivation als die Vernunft, die wahrscheinlich auch noch von den Erwachsenen übernommen wurde.
Florian grinst. Er fühlt sich leicht und motiviert! Gleich heute beginnt er mit dem Lernen! Share on XIch spiele Skepsis vor und frage ihn, wie er es konkret umsetzt. Glasklar und sehr bestimmt erklärt er mir sein Vorgehen. Ich gebe ihm noch ein paar Tipps zur Visualisierung seiner Vorhaben, damit sie ihm auch immer „ins Auge“ springen, sowie ein paar Möglichkeiten, das Lernen etwas abzuwandeln und spannender zu machen. Außerdem entlaste ich ihn, stunden lang zu sitzen, sondern lieber kontinuierlich kleinere Einheiten zu machen. Ebenso seine Eltern davon zu informieren und auch über die Lernerfolge und Schritte zu unterrichten.
Ohne Ziel kein Lernen
So einfach und schnell kann es gehen. Motivation ist am wirkungsvollsten, wenn sie von innen kommt. Motivation von außen ist Belohnung oder Strafe und macht abhängig. Intrinsische Motivation ist verfügbar, kann angepasst werden und ist echt und kraftvoll. Über Motivation habe ich auch vorher schon einiges geschrieben… Hier geht es zur Themenwelt „Motivation“.
Ein kraftvolles Ziel ist die beste Motivation – dazu musst du ein Ziel finden. Es ist gar nicht so schwer…. Und falls doch, solltest du überlegen, ob es wirklich das ist, was du möchtest und tun solltest….. :)
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