Schule erLEBEN – Teil 1

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Schule erleben - was macht Schule wirklich aus?

Ein ERlebenis-Bericht

Hier möchte ich wieder meinen Gast Pia zu Wort kommen lassen…

„Die größte Entscheidung deines Lebens liegt darin, dass du dein Leben ändern kannst, indem du deine Geisteshaltung änderst“

Albert Schweitzer

Davon bin ich fest überzeugt und stoße beim Studieren dieses Gedankens immer wieder auf den elementarsten Grundstein unseres Lebens. Die Bildung. Diese beinhaltet für mich zweifellos die ganzheitliche Betrachtung des menschlichen Lebewesens und auch ihre Bedeutung für unsere Gesellschaft.

Dabei ist meine Vision keine geringere, als die Änderung der Geisteshaltung innerhalb unserer Kultur der Frage gegenüber, wie wir Wissensvermittlung in Zukunft gestalten wollen und werden, wie Schüler Schule erLEBEN.

Steh’ auf und begib dich auf die Reise zu deiner Selbst. Es wird großartiges auf dich warten!

Und dies war der Beginn allen Anfangs: ein lauer, schon fast warmer Herbsttag. Die Blätter sind gefallen und der Boden ist nun gelb und orange vom Laub bedeckt. Fast schon golden schillert er, wenn die letzten Sonnenstrahlen im Jahr auf ihn fallen. Die Gesichter der Menschen strahlen, wenn man in sie blickt und doch sind auch viele Unglückliche an diesem Tag unterwegs. So auch Luna. Wie jeden Morgen von Montag bis Freitag sitzt sie auch heute wieder im Schulbus und macht sich Gedanken über denn Sinn ihres Lebens. Mit all ihren Sorgen und ihrem Schmerz misslingt es ihr, nun Augen für die schönen Farben des Herbstes zu haben und wenn man sie ansieht, so muss man eher an den schmelzenden Schnee des Winters denken. So grau und verlassen scheint ihre Seele. Das Gefühl von Angst und Beklemmung stellt sich ein und schließlich rollt ganz still und unbemerkt eine kleine Träne der Traurigkeit ihre Wange hinunter. Luna sehnt sich an diesem Morgen nichts mehr herbei, als die unbeschwerten Tage ihrer Kindheit. Eine Zeit, in der sie sein durfte, und nicht musste. Zeit, die sie zum Träumen nutze und in der sie bedingungslos das Leben liebte.

Wann ist der Tag endlich vorbei?

Und als sie plötzlich zurück aus der Vergangenheit wieder im Jetzt erwacht, sitzt sie bereits in der Schule und wünscht sich nichts sehnlicher als das Ende des Tages herbei, welches sich nach vielen plagenden Stunden endlich einstellt.

Nach der Schule fährt sie, wie immer einmal wöchentlich, zu ihrer Oma und klagt dort bitterlich über ihren verloren gegangenen Elan und wie wenig Spaß sie am Lernen und der Schule habe. Wie auf einer Straße befinde sie sich. Doch keine beliebige inmitten einer blühenden Landschaft; Es ist der graue Seitenstreifen abschüssig der Fahrbahn, auf welchem sie läuft und dabei versucht mit den fahrenden Autos mitzuhalten.

Es sind immer und immer wieder die äußeren Umstände, der ständige Druck und die Panik vor dem Versagen, die sie davon abhalten, endlich einmal auf sich selbst zu blicken und eine Relation für die Dinge im Jetzt zu finden. Mehr zu sehen, als nur das Bild im Spiegel oder die Bewertungen ihrer Arbeit. Zu sehen, wie die eigene Person zu begründen ist und wer sie mit all ihren Facetten doch eigentlich ist.

Und als sie dann aufhört zu sprechen und ihrer Oma ganz tief in die Augen sieht, ist sie ergriffen. Die vorbehaltlose Liebe und das uneingeschränkte Verständnis im Gesicht der Oma rühren sie zutiefst. Dann stützt sich die alte Frau nach oben, lehnt sich ein wenig nach vorne und spricht mit zerbrechlicher Stimme zu ihrer Enkelin:

„Weißt du Luna; die größte Tragödie im Leben ist nicht der Tod. Es sind die Dinge, die in uns sterben während wir leben. Steh’ nun auf und begib dich auf die Reise zu deiner Selbst. Es wird großartiges auf dich warten! Du musst es nur wagen und den Mut, deinen Weg zu gehen, im Herzen spüren.“

Hermann Hesse, Demian

Noch ganz benommen davon, was diese Worte der Oma in Luna auslösten, fährt sie nach Hause, legt sich ins Gras zwischen all die bunten Blätter und starrt in die Wolken.

Dies war nun also der Tag, als Luna beschließt, ab dem morgigen Tag nicht mehr zur Schule zu fahren. Es war wie eine innere Stimme, die in diesem Augenblick das für sie zu entscheiden wagte und das Mädchen fühlte sich gut damit.

Sie spürt, wie sich ihre Lungen wieder anfangen mit Luft zu füllen und endlich ist ihr abends einmal nicht mulmig vor dem Einschlafen.

Und so nahm alles seinen Lauf.

Einige Jahre sind seit diesem Tag vergangen und Luna besucht die örtliche Montessori-Schule. Nächstes Jahr im Sommer wird sie dort ihr Abitur schreiben, auch wenn Schule als dieses für sie eine zweitrangige Priorität geworden ist. Sie engagiert sich mittlerweile in vielen Projekten außerhalb der Schule und erhält dafür von ihren Lehrern und Pädagogen den nötigen Rückhalt. Und während sie mit ihrem Leben beschäftigt ist, passiert es ganz nebenbei. Das Abitur.

Gestern hat Luna dann ihr Zeugnis erhalten und liegt heute mit ein paar Freunden ihrer ehemaligen Schule am See und genießt es, wie die warme Sonne ihren Rücken wärmt. Sie spürt die Anspannung, die von allen in diesen Augenblicken abfällt und ist überwältigt von ihrer Wucht. Und als sie abends alle gemeinsam um den Grill sitzen, kommt Konrad auf sie zu und gratuliert ihr zu ihrem bestandenen Abitur:

„Du Luna, ich bin wahrlich stolz auf dich, wie gut du all die Prüfungen gemeistert hast. Ganz schön viel Stress die letzten Monate, nicht wahr? Aber hast du eine Ahnung, was ich mich manchmal frage?! Wie viel weniger hättest du dich um alles kümmern müssen, und wie viel besser wäre ein Notenschnitt möglicherweise gekommen, wenn du damals nicht auf diese Montessori-Schule gegangen wärest?“

Luna hält einen Moment inne, blickt Konrad ganz ruhig und bedacht an und antwortet ihm: „Konrad, man hätte mir immer gesagt, was ich wann und wie flink erledigen solle und hätte es mich spüren lassen, wenn ich einmal nicht schnell genug gewesen wäre. Weißt du; Ein jeder ist ein Wurf der Natur nach dem Menschen hin. Uns allen sind die Herkünfte gemeinsam, die Mütter. Aber jeder strebt, ein Versuch und Wurf aus den Tiefen, seinem eigenen Ziele zu. Wir können einander verstehen; aber deuten kann jeder nur sich selbst. Ich wollte mich selber finden, mich eigenständig definieren dürfen und eine selbstbestimmte Zeit erleben. Konrad, ich glaube dies war der richtige Weg für mich!“

Und nun du: Erzähl’ doch mal!

Zu Beginn meines Erfahrungsberichtes wählte ich diese Geschichte. Sie soll als Metapher verstanden werden, um bildlich zu machen, als wie wundervoll und bereichernd meine Schulzeit für mich verlief und schließlich auch endetet und vor allem soll sie Mut schüren und Schülern und Eltern Inspiration geben, auch ihren Weg zu gehen. Sich auf ihre innere Stimme und ihr Bauchgefühl zu verlassen und dem nachzugehen, was sie als stimmig empfinden.

Vorab ist es mir jedoch wichtig zu betonen, dass ich in diesem Bericht ausschließlich meine eigenen Erfahrungen und Erlebnisse schildere und dabei mein Ziel keines Wegs Meinungspropaganda beabsichtigt. Ich weiß, dass Menschen unterschiedlichste Erlebnisse während ihrer Schullaufbahn haben/hatten und reformpädagogische Ansätze auf jedes Individuum andere Auswirkungen mit sich bringen. Auch möchte ich betonen, dass Schule einen Teil im Leben eines jungen Menschen ausmacht, doch niemals alles füllen kann. Das Elternhaus, Schicksalsschläge, andere äußere Umstände und die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit ergänzen den Rest und sind keineswegs unerheblich.

Es berührt mich, wenn ich Menschen mit meinen Erzählungen erreiche, jedoch respektiere ich andere Ansichten und Meinungen vollends und stelle mich gerne dem Austausch, doch dabei niemals einer Rechtfertigung meines persönlichen Empfindens.

Pia

Mein Name ist Pia, ich bin zwanzig Jahre alt und ich schrieb im Sommer 2017 mein Abitur auf einer Montessori-Schule, die ich dreizehn Jahre lang besuchte.

Seit September letzten Jahres habe ich mein Studium angetreten und habe mir vor Beginn dessen ein Jahr Zeit für Reisen und Praktika genommen.

Über die letzten Jahre und Monate begegnete ich immer wieder Menschen, die sich für meine Schullaufbahn interessierten und mich teils fragend, manchmal ratlos und oft begeistert löcherten. Alexandra hatte die Idee, einen Blogpost zu veröffentlichen, der Einblicke und Erfahrungen meiner Schullaufbahn beleuchten soll.

Als ich mich vor einigen Tagen nun also schließlich konkret damit zu beschäftigen begann, treffende Worte für diesen Eintrag zu finden, so war mein Kopf zunächst leer. So viele Ideen, Vorstellungen und Überlegungen hatte ich zu jener Zeit, sodass sie sich gegenseitig immer wieder verdrängten.

Ich begann, mir unzählige Notizen zu machen und zu versuchen in diesen Wirbel meiner Gedanken Ordnung zu bringen. Heute ist mein Bericht endlich online und ich muss ehrlich gestehen; einen roten Faden habe ich noch immer nicht gefunden.

Ich habe lediglich entschlossen mein Herz und meine Wahrnehmung sprechen zu lassen und meine positiven Erfahrungen, so authentisch wie mir möglich, zu skizzieren. Es sollen Widerspiegelungen eines reflektierten Betrachtens und Beobachten sein, die meiner eigenen Erlebnisse entspringen.

Hier endet der erste Teil von Pias langer und so ehrlicher Reflexion. – zu Teil 2 ….

Mehr von Pia auch hier….

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